Seinen heutigen Einsatz findet der Gordon Setter überwiegend als Jagd- / Vorsteh- und Begleithund. Grund seines freundlichen Wesens eignet sich der Gordon Setter durchaus auch als Familien- und Begleithund.  

Auch bei dieser Rasse ist jeder Hund anders. Wir konnten bislang drei Vertreter der Rasse hautnah erleben und damit drei Individuen: jeder hat seine Eigenheiten und sein eigenes Wesen. Dennoch gibt es Eigenschaften die einen typischen Vertreter der Rasse kennzeichnen; gleichwohl diese bei jedem einzelnen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Der Gordon Setter ist sanft und gutmütig, intelligent und leistungsfähig. Er ist anhänglich, anschmiegsam und menschenbezogen. Er besitzt eine große Anpassungsfähigkeit, ist in der Regel kinderfreundlich und im Haus ruhig und ausgeglichen. Ihr Auftreten ist würdevoll, von vornehmer Gelassenheit und souverän.  

„Sie [Setter] lesen ihren Menschen geradezu von den Augen ab, was diese gerade von ihnen wollen.“ (Bielfeld, „Setter“)  

Gleichzeitig sind Gordon Setter voller Tatendrang und wollen etwas geboten bekommen von ihrer Familie. Wenn schon nicht auf der Jagd, wo sie sich als erstaunlich vielseitig erweisen, dann muss man ihrem Temperament wenigstens durch ausgiebige Spaziergänge und vor allem Kopfarbeit gerecht werden. Ein Setter braucht Aufgaben, er will von dir geführt und ein echter Partner werden, nicht bloß ein Schmusehund und Seelentröster – obwohl er auch das ganz hervorragend kann. Er wird nicht einfach nur nebenher mitlaufen, sondern dich fordern. 

Beim Spaziergang musst du deinem Setter immer einen Gedankengang voraus sein. Dazu brauchst du schon ein gewisses Naturverständnis, damit du vorher weißt, wo für deinen Gefährten wahrscheinlich eine Versuchung lauern könnte. Hat seine feine Nase erst einmal einen interessanten Geruch registriert, ist er vielleicht nicht mehr zurückzuhalten. Und glaubt mir, ein Setter empfängt Gerüche, die Nichtjagdhunde gar nicht wahrnehmen.  

Spaziergänge bei denen du deinen Tagträumen nachhängst, oder mit deiner Begleitung tiefgehende Diskussionen führst, sind mit einem Setter nicht möglich. Aber dafür wirst du die Natur mit sehr viel offeneren Augen betrachten, und ihre Schönheit neu entdecken und erleben. Und nicht wenige, die das Leben mit einem Setter teilen, entscheiden sich ihr bisheriges Naturverständnis zu erweitern; vielleicht sogar den Jagdschein zu machen…  

Dann kann dein Setter vielleicht das leben, was tief in seinem Wesen verankert ist: Ein Vollblutjagdhund mit äußerst wachen Instinkten; stets bereit und begierig voller Bereitschaft und Kooperation mit seinem Führer zu arbeiten. Der Gordon wird hierfür viel Energie und Jagdverstand mitbringen, aber auch ähnliche Eigenschaften von seinem Führer erwarten. Aber auch bei anderen Aufgaben wird ein Gordon eifrig bei der Arbeit sein, wenn man ihn richtig behandelt. Dadurch wird er ebenso ein toller Familienhund sein.  

Ein Gordon Setter braucht eine konsequente aber dennoch sanfte Hand; Härte und unangemessene Strenge können ihn verstören. Er kann sich durchaus auch Verweigern, wenn er zu hart oder brutal behandelt wird; was aber nichts mit Sturheit zu tun hat, die man dem Gordon oft anhängen will. Stupide Wiederholungen sind ein Vergehen an seiner Intelligenz und werden von ihm mit Unlust bestraft. Gordon Setter sind keine sklavisch unterwürfigen Diener, sondern selbstbewusste, würdevolle Hunde.  

Gordons – egal ob als Jagd- oder Familienhund gehalten - wollen am Familienleben teilhaben, sie wollen dazugehören und stets die Gewissheit spüren geliebt und gebraucht zu werden. Sie sind feinfühlig, spüren die Stimmung ihrer Menschen. Sie brauchen viel Zeit und Zuwendung von ihrer Bezugsperson und wollen am liebsten immer überall dabei sein. Wenn die Kommunikation zwischen beiden stimmt, kann man die Setteraugen strahlen sehen und hat einen treuen Partner, der bedingungslos vertraut und alles tut, um dich zufrieden zu stellen.  

 „Aber die ganze Schönheit der Setter wird erst in der Bewegung offenbar. Wer viel mit ihnen im Revier war und sie auf großen Schlägen unermüdlich ihre Schleifen ziehen sah, bei denen sie oft mitten im Sprung zur Bildsäule erstarren. der hat wohl für immer sein Herz an sie verloren. Die geschauten herrlichen Bilder, die feinen Manieren bleiben für alle Zeiten in der Erinnerung.“ (Rothweiler / Steidl, „Setter und Pointer“)

Anfänglich und auch Heute noch, werden wir wegen unserer Rasse belächelt. Ein Exot auf der Jagd? Vorurteile der Jägerschaft, die oft Aussagen sind, mit Andeutung auf das Züchterische geschehen dieser Rasse in Deutschland. Wie setzen uns dafür ein, das diese Hunde wieder mehr Anerkennung in der Jägerschaft erfahren und als ernstzunehmende Alternative zum Deutschen Vorstehhund wieder ihren Platz in unseren Revieren finden. Wir wünschen uns für die Zukunft, das wieder mehr Interesse für diese Hunde als Jagd- Gebrauchshunde geweckt wird, und hoffen sie wieder öfter im realistischem, jagdlichem Einsatz anzutreffen.